Zion Canyon bzw. N.P.
Im September 2004 überraschte mich Dana, meine "Gastmutter", mit der Aussage: "I'll take you to the most beautiful place in the entire world, Jenny!"
7 Stunden Roadtrip den Highway runter von Salt Lake City nach Süden, im Motel einquartiert und am nächsten Morgen auf einen anstrengenden Marsch vorbereitet.
Der Trail rauf zu Angel's Landing sollte es werden, geschätzte Dauer "4 hours", Beschreibung "strenuous", erwartete Höchsttemperatur an dem Tag "44°C".
Jeder, aufgrund der Höhenlage und der extremen Trockenheit, mit 4 Wasserflaschen ausgerüstet, ging es rein in den ersten Bus, der uns zu unserem starting point bringen sollte. Man schien mir die Aufregung wohl anzusehen, tätschelte mir die ältere Dame rechts neben mir beruhigend den Arm "You'll enjoy it my dear!". Ich schaute mich um und stellte fest, dass wir uns von 3 Paaren, allesamt fortgeschrittene Semester, umgeben sahen, die, wie sich nach wenigen Minuten herausstellte, alle eine Gemeinsamkeit hatten: Alle drei Paare befanden sich auf ihrem Honeymoon zur Gold(!!!)hochzeit. Ich war beeindruckt... da sollte ich, als gerade mal 19-Jährige das doch mit links schaffen.
2 Stunden später saß ich japsend im roten Sand - zu wenig getrunken, Kopfschmerzen, untrainiert, die Höhenlage forderte ihren Tribut. Frustriert schmiss ich meine Flaschen von mir und weigerte mich, tränenüberströmt, auch nur einen Meter weiterzugehen. Vor mir: Die berühmt-berüchtigte Serpentinen-Stiege rauf zu "Angel's Landing" - ein Name, der mir zu dem Zeitpunkt ziemlich skurril vorkam.
Doch Dana - die tolle, famose, herzallerliebste Dana - packte mich, pfiff mir gehörig den Marsch ("I did not drive 7 hours down here to have a german girl sit and cry in this canyon!") und weiter ging's. More dead than alive.
Etwa 200 Höhenmeter weiter oben, bog der Weg plötzlich ab und der spektakuläre Blick ins Tal öffnete sich. Ein Blick, der mir den Atem stocken ließ und ich setzte mich für eine kleine Verschnaufpause auf einen Felsvorsprung. Während ich noch bemüht war, meine Lungen ordenlich durchzupusten und die Rinnsäle an Schweiß einzudämmen, fand ich mich plötzlich von einer Gruppe unglaublich freundlicher Touristen aus Japan umzingelt. Verbeugen hier und da, Lächeln, Kameras klicken, ich war offensichtlich - mit dem Tal im Hintergrund zum neuesten Fotoobjekt auserkoren worden. Gerade als es anfing unangenehm zu werden, bemerkte ich, wer der eigentliche Star des Geschehens gewesen war: Ein kleines plüschiges Streifenhörnchen war offensichtlich die Felsen hochgekratzelt und hatte etwa einen halben Meter neben mir Platz genommen. Sich genüsslich kratzend und die seltsamen kleinen Menschen, mit den schwarzen Dingern im Gesicht betrachtend.
Ein letzter Blick auf mich, ein letztes Schnuppern und der kleine braune Flitzer war wieder in die Felsen abgetaucht,
Weitere 2 Stunden später saß ich auf dem Gipfel, von zahlreichen erschöpften Wanderen umzingelt und Streifenhörnchen die begeistert etwas von unseren Peanutbutter & Jelly Sandwiches abbekommen wollten.
450m über dem Canyon, auf dem Bauch auf einer Felsscheibe liegend, von Kopf bis Fuß voll Dreck, Sand und Staub, erschöpft wie nie zuvor, mit verbrannten Ohren und roter Nase - es hätte nicht perfekter sein können.